Technik und Kultur
Ludwig-Donau-Main-Kanal - eine Meisterleistung der Ingenieurbaukunst
Gewässer, aber auch das Wasser an sich, haben die Menschheit schon immer herausgefordert. Sei es bei der Be- und Entwässerung, zur Energiegewinnung, bei der Abwehr von Hochwassergefahren oder beim Ausbau zum Floßgewässer oder zum schiffbaren Fluss.
Wasserbau-historisch gesehen ist der Ludwig-Main-Donau-Kanal zwischen Kelheim und Bamberg zu sehen, eine technische Meisterleistung aus dem 19.Jahrhundert bei der Überwindung der Wasserscheide zwischen Main und Donau.
Der 173 km lange Ludwig-Donau-Main-Kanal entstand 1836 bis 1845 im Auftrag von König Ludwig I. von Bayern und ermöglichte erstmals Schiffsverkehr zwischen Kelheim und Bamberg - über die europäische Wasserscheide hinweg. Der "Alte Kanal" mit seinen 100 Schleusen ist heute ein einzigartiges Denkmal der Ingenieurskunst, das von den bayerischen Wasserwirtschaftsämtern gepflegt wird.
Am Anfang stand die Idee, die europäische Hauptwasserscheide zu überwinden und eine schiffbare Verbindung zwischen Schwarzem Meer und Nordsee herzustellen. Nach vorherrschender Meinung unternahm Karl der Große im Jahre 793 mit dem Bau der "Fossa Carolina" – auch Karlsgraben genannt – einen ersten Versuch, Rhein und Donau zu verbinden. Aber dieser scheiterte – vermutlich aufgrund ungünstiger Boden- bzw. Witterungsverhältnisse und eines hohen Unterhaltungsaufwandes, den der Kanal erforderte.
Mehr als tausend Jahre später gelang es schließlich im 19. Jahrhundert Ludwig I., König von Bayern, mit dem rund 173 km langen Ludwig-Donau-Main-Kanal, der deshalb auch König-Ludwig-Kanal oder "Alter Kanal" genannt wird, eine schiffbare Verbindung zwischen den beiden europäischen Flusssystemen herzustellen
Wichtige Daten zum Kanal:
- Bauzeit: 1836-1845
- Eröffnung: 1846
- Länge: 173 km
- Kanalbreite: 15,8 m
- Kanaltiefe: 1,46 m
- Anzahl der Schleusen: 100
- Schleusenlänge: 34,15 m
- Schleusenbreite: 4,67 m
- Hubhöhe: zwischen 2,3 und 3,2 m
Beim Bau des von Heinrich Freiherr von Pechmann geplanten Ludwig-Donau-Main-Kanals, waren anfänglich 3.000 und später zeitweise bis zu 9.000 Arbeiter beschäftigt. Die Kosten beliefen sich auf rund 17,5 Millionen Gulden (1 Gulden ist ca. 45 €!).

Verlauf des Ludwig-Donau-Main-Kanals
Insgesamt wurden beim Bau des Ludwig-Donau-Main-Kanals 100 Schleusen errichtet. Im Bereich der 24 km langen Scheitelhaltung auf Höhe der Stadt Neumarkt i. d. OPf. überquerte der Kanal die Europäische Wasserscheide. Der Wasserspiegel im Bereich der Scheitelhaltung lag auf einer Höhe von etwa 417,70 m. ü. NN, 79 m über der Donau bei Kelheim und 187 m über dem Main in Bamberg. Er war damit Europas höchstgelegener Kanal und stellte eine besondere Herausforderung an die damalige Ingenieurskunst dar
Für die gesamte Kanalstrecke von Kelheim nach Bamberg benötigte man etwa fünf Tage, dabei wurden die Kanalschiffe von Pferden gezogen, was auch als "Treideln" bezeichnet wird. Um die Jahrhundertwende setzte sich der Antrieb mit Dampfmaschine und Propeller durch.

Treideln
Die Kähne des Kanals konnten bis zu 100 Tonnen Fracht befördern (zum Vergleich: Die Schiffe auf dem heutigen Main-Donau-Kanal gehören der 1.200-Tonnen-Klasse an). Die wichtigsten Handelsgüter waren Holz, Stein, Kohle und Agrarprodukte.
Der Schiffsverkehr erlangte jedoch nur für kurze Zeit eine nennenswerte wirtschaftliche Bedeutung und schrieb bald rote Zahlen. Vor allem, weil die Baukosten erheblich überschritten wurden und der Kanal für die breiten Main- und Donauschiffe zu schmal und damit nicht befahrbar war.
Zudem entwickelte sich ab Mitte des 19. Jahrhunderts mit der Eisenbahn ein neues, schnelleres Verkehrsmittel.
Ab 1918 nach dem Ersten Weltkrieg wurde der Ludwig-Donau-Main-Kanal als Frachtweg bedeutungslos. Im Zweiten Weltkrieg erlitt er schwere Beschädigungen und wurde 1950 als Wasserstraße offiziell stillgelegt. Ab 1960 fielen Abschnitte des "Alten Kanals" von Nürnberg bis Bamberg dem Bau des "Frankenschnellwegs" (A73) zum Opfer. Weitere Strecken zwischen Kelheim und Berching wurden ab 1980 durch den neuen Main-Donau-Kanal überbaut.
Heute sind die verbliebenen Abschnitte des Kanals fester Bestandteil unserer Kulturlandschaft. Sie sind Zeugnisse einer Meisterleistung der Ingenieurbaukunst und als Stillgewässer und Biotop von großer Bedeutung für die Vernetzung von Lebensräumen. Der Kanal und seine Bauwerke sind denkmalgeschützt und werden durch die Bayerische Wasserwirtschaftsverwaltung gepflegt und erhalten.
Der Ludwig-Donau-Main-Kanal ist "Historisches Wahrzeichen der Ingenieurbaukunst"
Am 20. Juli 2018 erhielt der mehr als 170 Jahre alte Ludwig-Donau-Main-Kanal eine ganz besondere Auszeichnung. Aus diesem Anlass enthüllte der bayerische Umweltminister Dr. Marcel Huber in einem feierlichen Festakt am Brückkanal bei Schwarzenbruck, einem der herausragenden Einzelbauwerke, gemeinsam mit Prof. Dr.-Ing. Norbert Gebbeken, Präsident der Bayerischen Ingenieurekammer-Bau, Hans-Ullrich Kammeyer, Präsident der Bundesingenieurkammer und Ulrich Fitzthum, Behördenleiter des Wasserwirtschaftsamtes Nürnberg die dort angebrachte Ehrentafel.
Ein faszinierendes Video der Bundesingenieurkammer Bau informiert über die Hintergründe und Motivation für diese ehrenvolle Anerkennung.
Infosystem
Am Ludwig-Donau-Main-Kanal ist ein Informations- und Kommunikationssystem zu sehen. Fachleute aus den Wasserwirtschaftsämtern in fünf Regierungsbezirken haben sich unter der Federführung der Regierung der Oberpfalz zusammengefunden und das Infosystem in Zusammenarbeit mit einer Agentur entwickelt. Beginnend im alten Hafen Kelheim über Beilngries, den Parc d’Issoire in Neumarkt in der Oberpfalz, den Dörlbacher Einschnitt bei Burgthann, den Brückkanal in Feucht, die Schleuse 94 in Eggolsheim bis zur Schleuse 100 in Bamberg stehen an sechzehn Standorten Informationsstelen.

Stele

Szene am Kanalhafen in Kelheim
An sieben Standorten sind zusätzlich Silhouetten von Figuren und Gegenständen aufgestellt, sogenannte Szenen. Mit Texten, Grafiken und Bildern erzählen sie von der Entstehung des Kanals, den technischen Funktionen und der Bedeutung seiner Bauwerke.
Einen Überblick über das gesamte Infosystem vermittelt der folgende Film, der anlässlich der Einweihung des Infosystems am 29. Mai 2017, gedreht wurde.
Und wer sein Smartphone zur Hand hat, kann über einen QR-Code Hörgeschichten abrufen und einen Eindruck vom damaligen Leben am Kanal bekommen.
Der „Alte Kanal“, schon seit Beginn des 20. Jahrhunderts ohne wirtschaftliche Bedeutung, ist heute ein kulturhistorisch einmaliges Denkmal, von dem es viel zu erzählen und an dem es viel zu entdecken gibt. Manche bezeichnen den Ludwig-Donau-Main-Kanal auch als das längste Denkmal Bayerns.

Ein Autobahnschild mit Hinweis auf den Ludwig-Donau-Main-Kanal
Gepflegt und unterhalten werden die noch vorhandenen Abschnitte des Ludwig-Donau-Main-Kanals von den Wasserwirtschaftsämtern Landshut, Ingolstadt, Regensburg, Nürnberg und Kronach.