Architektur

(Christian Vogel und Reinhold Brunninger)

Mit der Planung für den Neubau eines Wasserwirtschaftsamtes vor der Harderbastei wurden wir vor zwei interessante, zunächst aber recht unterschiedliche Aufgaben gestellt.

Der Harderbastei, Teil der mittelalterlichen Stadtmauer von Ingolstadt, war bislang nur der etwas provisorisch wirkende Parkplatz von Amts- und Landgericht vorgelagert, sie war aber zur Straße auf der Schanz vollkommen freigestellt. Diese städtebauliche Ausgangssituation mußte grundlegend neu definiert werden.

Das Wasserwirtschaftsamt, bisher in der Innenstadt völlig unzureichend untergebracht und ausgestattet, sollte ein seiner Aufgabenstellung und Bedeutung angemessenes neues Gebäude mit Verwaltung und Labortrakt erhalten. Zumindest ein Teil der gewohnheitsmäßig hier untergebrachten Stellplätze der Gerichte waren ebenfalls wieder zum Teil oberirdisch nachzuweisen, da die ursprünglich geplante mehrgeschossige Tiefgarage aus Kostengründen unter das Gebäude verlegt und auf 40 Stellplätze verkleinert wurde.

Grundentscheidung war, das Gebäude soweit als möglich Richtung Straße auf der Schanz und Schule auf der Schanz zu rücken, um zwischen Neubau und Bastei möglichst viel Freiraum zu gewinnen. Der dadurch gewonnene Abstand zum Gebäude der AOK ermöglicht die vom Landesamt für Denkmalpflege gewünschte Öffnung von der Straße auf der Schanz zur Harderbastei. Diesem Wunsch entspricht auch die großzügige Transparenz der Eingangshalle und die Möglichkeit der Querung des Gebäudes für Fußgänger.

Das Thema von Kreuzung und Gerade aus der Umgebung durch Stadtmauer, Schulweg und Straße auf der Schanz schon vorgeprägt, wird in der Gebäudeform aufgegriffen, in der Verbindungshalle akzentuiert und mit Elementen der Freianlagen variiert. Die Freihaltung der Mitte mit raumbildenden Elementen im Vorfeld der Harderbastei war trotz der späteren Forderung nach oberirdischen Pkw-Stellplätzen in diesem Bereich möglich und trägt dazu bei, diese zu gliedern. Eine zusätzliche Aufwertung als zentrale Mitte erfährt sie durch die künstlerische Ausgestaltung mit fünf unterschiedlichen Booten aus Naturstein.

Eine überwiegend durch Niederschläge gespeiste Wasserfläche hilft das Vorfeld der Befestigungsanlage - trotz der Eingriffe - wieder zu weiten und angemessen aufzuwerten. Wasser und Steinboote weisen auf die Nutzung des Gebäudes. Die Schutzwürdigkeit des Wassers bekommt mit der Materialwahl und dem Hinweis auf Zeiträume ohne Wasser (auf der Erde) eine besondere Bedeutung.

Das archaische Element der Boote aus Stein steht damit im Spannungsverhältnis zu aktueller Nutzung und Symbolik des Gebäudes:

Das freie Nebeneinander und Brechen von organischen, geschwungenen und geradlinigen Formen macht die beiden Schwerpunkte von Labortrakt und Verwaltung sowie die Sondernutzung von Besprechung und Registratur unter einem verbindenden Dach und Brücke ablesbar.

Gleichzeitig deutet sie die Ambivalenz von Natur und Eingriff an. Zu bändigende Gewalt, Dynamik und Energie des Wassers in der Natur spiegelt sich eher versteckt in wenigen farbigen Akzenten, dynamisch gebündelt und zum Haupteingang im Maßstab der Straße gesteigert, im freien leichten Kräftespiel aus der Fußgängerperspektive der ruhigen Bereiche.

Der Wasserkreislauf im Tages- und Jahreszeitenrhythmus und die elementare lebensspendende Kraft des Wassers kann mit der kleinen Wasserfläche nicht nur angedeutet, sondern ökologisch sinnvoll genutzt und demonstriert werden.

Das Fließen und Rauschen von Wasser ist bei Regen aus nicht alltäglicher Treppenhausperspektive unterhalb geneigter Glasflächen mit wechselnden Ausblicken auf Harderbastei und Altstadt zu erleben und zu erfahren.

All diese kleinen Aspekte sind individuelle, aus dem Ort entwickelte Beiträge, zur Aufgabenstellung ein "Corporate Design" für die Wasserwirtschaft zu entwickeln.

Bei all den eher versteckten Hinweisen auf seine Nutzung in bevorzugter Lage stand jedoch die Schaffung guter Arbeitsbedingungen für die komplexe Aufgabenstellung des Amtes im Vordergrund.