Historie

Vom Kulturbauamt Ingolstadt zum WWA Ingolstadt

Die planmäßige Meliorationstätigkeit in Bayern beginnt um 1852.
(Melioration = spätlat. >Verbesserung<; Kulturtechnische Maßnahmen zur Bodenverbesserung für die Landwirtschaft). Ihr lag das Gesetz über die Benutzung des Wassers und über die Be- und Entwässerungsunternehmungen zum Zwecke der Bodenkultur vom 28. Mai 1852 zugrunde. Der Kulturbaudienst wurde damals von den landwirtschaftlichen Kreiskomitees getragen.

Mit „Allerhöchster Verordnung“ vom 21. Dezember 1880 wurden in Anlehnung an die seit 1872 bestehenden Straßen-, Flussbau- und Landbauämter vorerst 21 Kulturbauämter errichtet. Damit wurde der kulturtechnische Dienst der Staatsbauverwaltung angegliedert, im Ministerium des Innern ein kulturtechnisches Referat aufgestellt und der Obersten Baubehörde - als eine besondere Abteilung im Staatsministerium des Innern - zugeteilt. Die Leitung und Beaufsichtigung des kulturtechnischen Dienstes in den Regierungsbezirken oblagen den Regierungen. Zur Erfüllung dieser Aufgabe wurde jeder Regierung ein kulturtechnisches Referat beigegeben.
Die Besorgung des äußeren kulturtechnischen Dienstes wurde den Kulturbauämtern übertragen.

Eine Neuregelung des kulturtechnischen Dienstes erfolgte durch die „Allerhöchste Verordnung“ vom 15. August 1902 in der Weise, dass im Staatsministerium des Innern ein Landeskulturingenieur, bei jeder Kreisregierung ein Kreiskulturingenieur und in den äußeren Bezirken die entsprechende Anzahl von Bezirkskulturingenieuren und Assistenten aufgestellt wurden.
Im Jahre 1905 waren dies Professor Dr. Josef Spöttle als Landeskulturingenieur mit dem Rang eines Regierungsrates im Ministerium des Innern, Ökonomierat Christian Drescher als Kreiskulturingenieur der Regierung von Oberbayern und Wilhelm Weigmann als Bezirkskulturingenieur in Ingolstadt. Professor Wilhelm Weigmann war später von März 1932 - Juni 1935 als Vorstand der Obersten Baubehörde tätig.

Das Kulturbauamt Ingolstadt umfasste die Bezirksämter Aichach, Dachau, Friedberg, Ingolstadt, Pfaffenhofen und Schrobenhausen. Am 01. Mai 1908 wurde der Bezirkskulturingenieur Wilhelm Weigmann zum „1. Vorstand des Bayer. Kulturbauamtes Ingolstadt“ ernannt.
Als „Amtssitz“ dienten zwei Räume im Anwesen Höllbräustraße 1. Der weitere Ausbau des Kulturbaudienstes bedingte neben einer Personalmehrung auch die Ausweitung des „Amtes“.

Die Amtsräume wurden im Jahre 1911 in das alte Postgebäude, Kreuzstraße 12, verlegt.
Mit dem Ende des 1. Weltkrieges behielten die Landeskulturmaßnahmen nicht nur ihre ernährungspolitische Bedeutung, sondern bekamen auch hohen sozialpolitischen und arbeitspolitischen Wert.

Die wachsenden Aufgaben machten bei einer personellen Besetzung von 15 – 18 Beamten und Angestellten die Unterbringung in neuen Amtsräumen notwendig.
Nach entsprechenden baulichen Maßnahmen an dem ehemaligen historischen Ballhaus der Hohen Schule, Paradeplatz 13, wurden die Räume im I. Stock dieses vom Staat erworbenen Gebäudes im Jahre 1923 bezogen.

Bereits im Jahr vorher, 1922, wurde ein Gebäude (Minucci) nahe dem Nordbahnhof als Geräte-, Werkzeug- und Baustofflager, einschließlich einer Dienstwohnung für einen Beamten des Aufsichtsdienstes, bezogen .

Mit dem RdErl. des Generalinspektors für Wasser und Energie bzw. einer Verordnung der Bayerischen Landesregierung vom 11. Juni 1941 erfolgte die Umbenennung vom Kulturbauamt zum Wasserwirtschaftsamt. Dabei blieben jedoch die Aufgaben, nämlich der landwirtschaftliche Wasserbau, unverändert.

In den Mittagsstunden des 1. März 1945 wurde durch einen Luftangriff auf Ingolstadt, das Wasserwirtschaftsamt durch schwere Bombentreffer restlos zerstört.
Nach den ersten Tagen der Aufräumungsarbeiten war das kleine Amt in den Räumen des Amtsgerichtes, Neubaustraße 9, untergebracht. Nach dem Einmarsch der Amerikaner am 26. April 1945 in Ingolstadt wurde das Amtsgerichtsgebäude beschlagnahmt; dem Wasserwirtschaftsamt wurden im Gebäude des Straßen- und Flussbauamtes, Hallstraße 4, zwei Räume im I. Stock als Büro zugewiesen.

Die unzureichenden Büroverhältnisse in diesem provisorischen Dienstgebäude, zwangen einen Teil des Personals, ihren Dienstaufgaben in ihren Privatwohnungen nachzukommen.

In den Diensträumen des Straßen- und Flussbauamtes verblieben der Amtsvorstand und die Verwaltung; die restlichen Angehörigen der Behörde bezogen die fünf Räume in der Baracke.
Die Folgen des zweiten Weltkrieges brachten die Notwendigkeit einer weiteren Konzentration und Straffung des Bauwesens.
Mit dem Gesetz Nr. 112, 09. April 1949, über die behördliche Organisation des Bauwesens und des Wohnungswesens wurde die Staatsbauverwaltung neu organisiert, ohne dass allerdings die Grundprinzipien von 1872 aufgehoben worden wären.

Zur Verbesserung der Unterkunft des Wasserwirtschaftsamtes wurden von der Obersten Baubehörde Mittel in Höhe von 21 000. -DM zur Errichtung einer Holzbaracke genehmigt. Diese wurde mit den Maßen 20 x 9 m auf dem Gelände des ehemaligen Militärbahnhofes - unmittelbar südlich des Straßen- und Flussbauamtes - aufgestellt.

Im Frühjahr 1949 wurde mit dem Wiederaufbau des zerstörten Wasserwirtschaftsamtes am Paradeplatz begonnen und am 22. Dezember 1949 fand das Richtfest statt. Bauentwurf und Bauleitung lagen in den Händen des Landesbauamtes Freising.

1953 wurden die den Straßen- und Flussbauämtern obliegenden wasserbaulichen Aufgaben den Wasserwirtschaftsämtern übertragen und die Straßen- und Flussbauämter in Straßenbauämter umbenannt.

Die Veränderung der Aufgaben machten eine Neustrukturierung der Wasserwirtschaftsämter notwendig.

War es vorher ausschließlich der landwirtschaftliche Wasserbau so kamen nun der staatliche Wasserbau – wasserwirtschaftliche und wegebauliche Maßnahmen mit Flurbereinigungen – ländliche Wegebauten, Wirtschaftswege – Wasserversorgung – Abwasserbeseitigung – Weiherbauten und die landwirtschaftliche Abwasserverwertung dazu.
Zur Bewältigung dieser vielfachen Aufgaben wurden im Laufe der Zeit auch gebäudetechnische Maßnahmen notwendig

Wurde anfangs im Gebäude am Paradeplatz ein erheblicher Teil der Räume noch als Mietwohnungen für Amtsangehörige genutzt, so wurde im Laufe der Zeit das gesamte Gebäude für den Dienstbetrieb benötigt, zumal ab 1978 ein Gewässergütelabor im Gebäude noch untergebracht werden musste.

Bereits 1971 wurde die Flussmeisterstelle Ingolstadt errichtet; 1978 wurde die Flussmeisterstelle Eichstätt gebaut.

Im Jahre 1993 erfolgte die Zuordnung der Wasserwirtschaft zur Obersten Wasserbehörde im Bayerischen Staatsministerium für Landesentwicklung und Umweltfragen. Bereits 1970 schon, mit Schaffung des Staatsministeriums für Landesentwicklung und Umweltfragen, verlor die Oberste Baubehörde wesentliche Aufgabenbereiche.

48 Jahre sollte das wiederaufgebaute Gebäude am Paradeplatz dem Wasserwirtschaftsamt als Dienstsitz dienen.

Aufgabenmehrung, erhöhte Anforderungen an die Wasserwirtschaft zunehmende Aufgabenstellungen an das Labor, alles verbunden mit Personalverstärkung, haben das Gebäude aus „allen Nähten“ platzen lassen.

Für einen längeren Zeitraum waren Teile des Amtes in der Flussmeisterstelle Ingolstadt in einer Holzbaracke untergebracht.

Seit August 2000 befindet sich das WWA Ingolstadt in einem neuen Gebäude auf der Schanz 26.