Hochwasserschutz Wolnzach

Übersichtslageplan Bild vergrössern Übersichtslageplan
Kartengrundlage: Topographische Karte 1:5.000; © Landesamt für Vermessung und Geoinformation Bayern

1. Ausgangssituation

Der Markt Wolnzach, die „Hopfenmetropole“ im Landkreis Pfaffenhofen, kämpfte in der Vergangenheit mehrfach mit großen Hochwassern des gleichnamigen Flusses. Besonders die Hochwasser in den Jahren 1989, 1990 und 1994 setzten den Wolnzachern zu. Deshalb beantragte der Markt Wolnzach am 06.07.1995 die Planung und Durchführung von Hochwasserschutzmaßnahmen beim Wasserwirtschaftsamt Ingolstadt. Das Amt ist für die Wolnzach als Gewässer zweiter Ordnung die zuständige Planungsbehörde.

Die Wolnzach wurde in den 1930er Jahren begradigt und ausgebaut. Seitdem schoss sie mit steilem Gefälle (4 – 5 ‰) und gepanzerter Sohle eingezwängt zwischen Ufermauern das Tal hinab. Der Fluss hat bei einem hundertjährlichen Ereignis (HQ100) einen Spitzenabfluss von 50 m³/s. Die Wolnzach kann im Ortsbereich aber nicht mehr als 12 m³/s schadlos abführen. Diese Ausgangssituation war der Einstieg für ein umfassendes Hochwasserschutzkonzept für den Markt Wolnzach.

2. Planung

Um den Schutz vor einem hundertjährlichem Hochwasser (HQ100) zu gewährleisten, plante das Wasserwirtschaftsamt Ingolstadt, zusammen mit dem Ingenieurbüro Beckel aus Übersee am Chiemsee, die Umgestaltung der Wolnzach. Von Anfang an wurde neben dem eigentlichen Ziel, dem Hochwasserschutz für den Markt Wolnzach, auch die ökologische Verbesserung des Gewässers zum Ziel erklärt. Aus dem kanalisierten gepanzerten Gerinne sollte wieder ein lebendiger Fluss mit einer Gewässeraue werden. Im Jahr 2005 wurde die Genehmigungsplanung beim Landratsamt Pfaffenhofen an der Ilm eingereicht. Mit dem genehmigten Bescheid vom 08.08.2007 fiel der Startschuss für die Ausführungsplanung. Die Baumaßnahme wurde in der Folge in vier Bauabschnitte eingeteilt:

2.1 Bauabschnitt 01

Im dicht bebauten Ortsbereich waren die Möglichkeiten zur Entwicklung des Gewässers leider stark eingeschränkt. Zum Hochwasserschutz mussten Betonwände errichtet werden. Dafür machte die Renaturierung zwischen Gosseltshausen und der Schleifmühlbrücke die Wolnzach auf 1,2 km zum Lebens- und Erlebnisraum. Der Fluss ist dort jetzt aus seinem engen Gewässerbett befreit und verläuft mäandrierend. Dadurch wurde eine Laufverlängerung des Flusses erreicht und das Gefälle im Flusslauf verringert. Durch Abtragungen des Vorlandes konnte wieder ein Kontakt zur umgebenden Aue hergestellt werden. Im Bereich um den Fluss-km 4+474 wurde eine Inselzone geschaffen. Hier wird dem Gewässer die Möglichkeit gegeben, sich naturnah zu entwickeln und die abgetragenen Vorländer in die Gewässerentwicklung miteinzubinden.

Der Bauabschnitt 01 wurde Mitte 2009 fertiggestellt.

nach der Fertigstellung Bild vergrössern Rechts ist noch der alte begradigte Flusslauf zu erkennen, links kurz nach der Fertigstellung die neue mäandrierende Wolnzach.

2.2 Bauabschnitt 02

Die Bauarbeiten am Bauabschnitt 02 begannen im September 2009. Zunächst wurde die Schleifmühlbrücke neu gebaut. Zwischen Oktober 2010 und April 2012 konnten die innerörtlichen Hochwasserschutzmauern bis zur Schloßstraßenbrücke fertiggestellt werden. Zudem wurde im vergangenen Jahr als Ersatz für die Herrnstraßenbrücke ein Geh- und Radsteg neu gebaut. Derzeit werden die Hochwasserschutzmauern oberhalb der Schloßstraßenbrücke errichtet. Auch die naturnahe Umgestaltung des geradlinigen Flussverlaufs in ein welliges Auenrelief läuft aktuell. Unterhalb der Autobahnbrücke A93 bekommt die Wolnzach Raum, sich natürlich zu entwickeln. Im Jahr 2015 wird der Bauabschnitt 02 mit dem Bau einer Verrohrung eines Regenüberlaufes und dem Neubau der Fußgängerbrücke „Am Wiesensteig“ abgeschlossen.

nachher Bild vergrössern Die Wolnzach verläuft nun mäandrierend und das Vorland wurde abgetragen um den Fluss in seiner Entwicklung mehr Platz zu geben.
neue Flusslauf Bild vergrössern Der neue Flusslauf. Links sind die durch beengte Platzverhältnisse notwendigen Hochwasserschutzmauern zu erkennen.

2.3 Bauabschnitt 03

Im Bauabschnitt 03 steht vor allem der Hochwasserschutz der ortsansässigen Firmen und deren Betriebsgelände südlich der Autobahn im Vordergrund Auch hier wird der Wolnzach mehr Raum und ein Stück Natur gegeben. Eine bestehende alte Wehranlage wird abgebrochen und eine Ersatzbrücke im Firmengelände gebaut. Das Kernstück in diesem Abschnitt wird aber der Neubau der bisher unzureichenden Larsbachverrohrung sein.

2.4 Bauabschnitt 04

Durch die geplanten Hochwasserschutzmauern /-deiche im Ortsbereich gehen trotz der durchgeführten und vorgesehenen Abtragungen 54.500 m³ Retentionsraum, so nennen die Fachleute den Rückhalteraum, verloren. Dieser verlorengehende Rückhalteraum muss mit gleicher Wirkung ausgeglichen werden. Dafür soll südlich des Firmengeländes Altmann ein rund 230m langer Damm für ein Rückhaltebecken mit einem Drosselbauwerk errichtet werden. Das Drosselbauwerk bewirkt, dass bei steigendem Hochwasserabfluss im Rückhaltebecken so viel Wasser zwischengespeichert wird, dass der verlorene Retentionsraum wirkungsgleich ausgeglichen wird. Der Damm erhält eine Dammscharte über die das Hochwasser zusätzlich zum Drosselbauwerk abgeleitet werden kann. Das soll verhindern, dass der Damm schlagartig bricht, wenn das Becken voll eingestaut ist.

3. Projektdaten

  • Bauherr: Bis Mitte 2009 Bezirk Oberbayern; ab Mitte 2009 Freistaat Bayern
  • Stand November 2014: Arbeiten im Bauabschnitt 02 laufen
  • Geschätzte Gesamtkosten ca. 12,5 Mio. €