Hochwasserschutz Schrobenhausen

Das Planungsgebiet Bild vergrössern Das Planungsgebiet

Ausgangssituation

Die Stadt Schrobenhausen liegt am Mittellauf der Paar, einem Gewässer erster Ordnung. Im Stadtgebiet mündet die Weilach, ein Gewässer zweiter Ordnung in die Paar. In der Vergangenheit kam es bei Hochwasserführung der Paar häufig zu schadensträchtigen Überschwemmungen von Teilen der Bebauung sowie von infrastrukturellen Einrichtungen entlang des Flussufers im Stadtbereich. Besonders hoch waren die Schäden nach dem Hochwasser im April 1994. Aber auch das Hochwasser im Februar/März 2006 führte zu größeren Ausuferungen. Zudem zeigte das Hochwasser im Juni 2013, welches eher durch einen hohen Abfluss der Weilach bestimmt war, dass ein umfassendes Hochwasserschutzkonzept für die Stadt Schrobenhausen notwendig ist um die immer wiederkehrende Gefahr eines Hochwassers abzuwenden.

Papierfabrik Leipa während des Hochwassers 2006 Bild vergrössern Papierfabrik Leipa während des Hochwassers 2006

Planung

Um den Schutz vor einem hundertjährlichem Hochwasser (HQ 100) zu gewährleisten, wurde 2007 mit der Planung eines Hochwasserschutzkonzeptes begonnen. Dabei wurden Maßnahmen entwickelt, welche einen Schutz bebauter Gebiete vor Überflutungen der Paar sowie der Weilach erreichen sollen. Die Planunterlagen sehen vor Deichlinien und Schutzmauern zu errichten. Da Schrobenhausen bislang keinen umfassenden Hochwasserschutz hat, müssen fast alle Schutzmaßnahmen neu errichtet werden.

  • Eine besondere Bedeutung erfährt im Zuge der Planung das Gebiet im Bereich der Papierfabrik Leipa. Das im Paartal breitflächig zulaufende Wasser wird hier gesammelt und muss anschließend im relativ schmalen weiterführenden Flussbett durch die Stadt Schrobenhausen geführt werden. Ohne ausreichende Schutzmaßnahmen an dieser Schlüsselstelle wären alle weiteren, stromabwärts angebrachten Schutzmaßnahmen praktisch wirkungslos. Deshalb sind in diesem kritischen Bereich ausreichend hohe Schutzmauern vorgesehen. Soweit der nötige Platz vorhanden ist, sollen Deiche und Geländeanschüttungen den erforderlichen Schutz bieten. Der bestehende Triebwerkskanal wird durch eine Anordnung von Absperrbauwerken im Hochwasserfall abgeriegelt, sodass das Wasser ausschließlich über das Paargerinne geführt wird.
Hochwasserschutzmaßnahmen im Bereich der Firma Leipa Bild vergrössern Hochwasserschutzmaßnahmen im Bereich der Firma Leipa
  • Der Hochwasserschutz im Bereich des Volksfestplatzes wurde lange diskutiert. Um Retentionsraum zu erhalten wird der Volksfestplatz im Hochwasserfall überschwemmt. Die angrenzenden bebauten Gebiete werden mithilfe einer Schutzwand vor dem hundertjährlichen Hochwasser geschützt. Durch ähnliche Maßnahmen wurde entlang der Paar versucht, unbebaute Gebiete dem Hochwasser zu überlassen und somit möglichst wenig Retentionsraum durch eine „Eindeichung“ zu verlieren.
Der Volksfestplatz wird im Hochwasserfall überschwemmt Bild vergrössern Der Volksfestplatz wird im Hochwasserfall überschwemmt. Angrenzende bebaute Gebiete werden durch eine Schutzmauer geschützt
  • Auch Maßnahmen an den Brücken und Stegen sind erforderlich um zu verhindern dass die jeweilige Brücke ein Abflusshindernis aufgrund Verklausung darstellt. Auch durch das Hochwasser auftretende Schäden an Brücken sollen möglichst reduziert werden. Durch die Anhebung einzelner Brücken/Stege sowie einer kontinuierlichen Räumung von Treibgut während eines Hochwasserfalls wird dies erreicht.
  • Maßnahmen zur Verbesserung der Binnenentwässerung sind notwendig, um die Stadt vor „versteckten“ Gefahren im Hochwasserfall zu schützen. Dazu zählen Maßnahmen an der Kanalisation. Dabei werden an den Mündungen des Kanalnetzes in die Paar Rückstauklappen angebracht, um ein Eindringen des Hochwassers der Paar in die Kanalisation zu verhindern. Auch werden die Schachtdeckel, welche im festgesetzten Überschwemmungsgebiet liegen mit druckdichten Schachtabdeckungen versehen um denselben Effekt zu erzielen. Mit lokal angebrachten Schöpfwerken, Durchlässen und Pumpwerken soll die Entwässerung des anfallenden Niederschlagswassers aus der Stadt in die Paar auch im Hochwasserfall gewährleitet werden. Zusätzlich werden hinter den neu erstellten Mauern und Deichen Sickerwasserdränagen installiert.
  • Durch die umfassenden Schutzmaßnahmen wird auch in die Natur eingegriffen. Aus diesem Grund werden ökologische Ausgleichsmaßnahmen durchgeführt. So wird beispielsweise über eine Ausleitung aus dem Paarkanal die alte Paar wieder angebunden.
Ökologische Ausgleichsmaßnahmen Bild vergrössern Ökologische Ausgleichsmaßnahmen
  • Der durch die Schutzmaßnahmen verloren gehende Retentionsraum von rund 40.000 m3 muss ausgeglichen werden. Der in der ursprünglichen Planung nicht näher verfolgte Ansatz, die alte Paar aufzustauen und somit einen Hochwasserrückhalt im Goachtal zu erzeugen, wurde in der Tekturplanung nochmals genauer untersucht. Der Vorschlag einer Bürgerinitiative, durch die Erhöhung eines Feldweges im Goachtal ein Rückhaltebecken zu schaffen, wurde dabei so modifiziert, dass der Retentionsraum bei seltenen Hochwasserereignissen wirkungsgleich ausgeglichen wird.
Retentionsraumausgleich Bild vergrössern Retentionsraumausgleich

Planungsstand

Aufgrund von Einwendungen im Planfeststellungsverfahren wurde der Vorschlag einer Bürgerinitiative, Retentionsraum durch einfache Querverbauung im Goachat zu schaffen, auf seine technische und wirtschaftliche Machbarkeit geprüft. Das Ergebnis dieser Untersuchung war, dass der Hochwasserschutz als Kombination von Hochwasserrückhaltebecken im Goachat und weiteren Schutzmaßnahmen wie Mauern und Deiche im Stadtgebiet zwar möglich ist, jedoch deutlich höhere Kosten verursachen würde. Zudem wäre beim Bau von Rückhaltebecken der benötigten Größe mit erheblichen Eingriffen in das naturschutzfachlich sensible Gebiet des Goachat zu rechnen. Da die nachträglich Untersuchte Lösung gegenüber der ursprünglichen Planung keinen erkennbaren Vorteil bietet, wurde auf entsprechende Änderungen oder Ergänzungen in der Planung verzichtet. Ende 2013 wurde die fertiggestellte Tekturplanung mit Änderungen zur Hochwasserschutzmauer- und Deichführung beim Landratsamt Neuburg an der Donau zur Planfeststellung eingereicht.

Projektdaten

  • Bauherr Freistaat Bayern
  • Aktueller Stand: Planfeststellungsverfahren mit Umweltverträglichkeitsprüfung; Tektur im Dezember 2013 beim Landratsamt Neuburg an der Donau eingereicht.
  • Gesamtkosten ca. 10 Mio. €

Hochwasser Bild vergrössern Hochwasser 2006
Hochwasser Bild vergrössern Hochwasser 2013