Jahrhunderthochwasser - Sechs Tage im Mai 1999 aus der Sicht der Gewässerkunde

„Starkregenwarnung für Südbayern“

Der Deutsche Wetterdienst (Regionalzentrale München) hat per Fax folgende Wetterwarnung durchgegeben:

Kommende Nacht einsetzender Dauerregen, am Freitag werden im Mittel in 24 Stunden 50 Liter/m2 erwartet, am Alpenrand teilweise 75 Liter/m2, örtlich durch eingelagerte Gewitter verstärkt über 100 Liter/m², am Samstag nachlassende Regenfälle.

Diese Wettermeldung erreichte das Wasserwirtschaftsamt Ingolstadt am Donnerstag, 20.05.1999 gegen 14:30 Uhr.

Die 48 (h) Niederschlagsvorhersagen für

Oberstdorf 161,4 Liter/m2
Garmisch-Partenkirchen 152,5 Liter/m2

und im regionalen Bereich:

Unterweilenbach 91,1 Liter/m2
Ilmmünster 75,8 Liter/m2
Pörnbach 67,5 Liter/m2

bestätigten die Voraussage und zwangen zu einer gründlichen Beurteilung der Lage. In einer sofort angesetzten Besprechung, an der das gesamte technische Personal teilnahm, wurden die nächsten Schritte festgelegt.

1. Erstellung eines Einsatzplanes unter Berücksichtigung der einzelnen Gewässer und Gewässerabschnitte im Amtsbereich (Termin: 17:00 Uhr)

2. Festlegen eines Pegelstandes, ab dem das Amt rund um die Uhr besetzt ist

3. Information aller betroffener Stellen

4. Bereitschaft für den Hochwassernachrichtendienst

Das Wasserwirtschaftsamt informierte daraufhin mit Telefax (Auslaufzeit: 20.05.99 16:00 Uhr)

  • Wasser- und Schifffahrtsamt Regensburg
  • Landratsamt Neuburg-Schrobenhausen
  • Landratsamt Eichstätt
  • Landratsamt Pfaffenhofen
  • Stadt Ingolstadt
  • Deutsche Bahn
  • Autobahnmeisterei Ingolstadt
  • Autobahnmeisterei Greding
  • Landratsamt Kelheim
  • Bundeswehr
  • Flussmeisterstelle Neustadt/Do
  • Straßenmeisterei Abensberg

Die vier Landratsämter, die Stadt Ingolstadt, Einsatzzentrale, wurden vorab mündlich informiert.
Die Donau hatte am Donnerstag, 20.Mai 1999 um 16:00 einen Pegelstand von 352 cm.
Im Wasserwirtschaftsamt wurde in Anbetracht der bestehenden Gefährdung, bei Eintreffen der Niederschlagsvorhersage, ein Einsatzstab mit Einsatzleitung, Koordinatoren und örtlichen Einsatzgruppen gebildet.

Pegel Ingolstadt Bild vergrössern Pegel Ingolstadt

Als maßgebende Pegelstände für die 24-Stunden-Einsatzbereitschaft des Hochwassernachrichtendienstes wurden festgelegt:

Pegel Ingolstadt DONAU 550 cm
Pegel Mühlried PAAR 310 cm
Pegel Geisenfeld ILM 300 cm

Es kam uns besonders darauf an, frühzeitig zu informieren und mit unserer Fachkompetenz rechtzeitig zur Verfügung zu stehen.
Zu dieser Zeit wurde bereits durch den Hochwassernachrichtendienst eine Hochwasserwelle vorausgesagt, die mindestens die Größe des Hochwasserereignisses vom 11.05. - 17.05.1999 hat.

Am Freitag, 21.05.1999 wurde um 21:30 Uhr die Meldegrenze von 450 cm am Pegel Ingolstadt, Meldestufe 1, überschritten und der Hochwassernachrichtendienst nahm seine Arbeit auf.

Ab Samstag, 22.05.1999, 17:00 Uhr war das Amt rund um die Uhr besetzt (Pegelstand 550 cm). Alle zuständigen und verantwortlichen Mitarbeiter des Amtes waren in Bereitschaft und konnten kurzfristig an gefährdeten Stellen eingesetzt werden.

Am Samstag, 22.05.1999, wurde um 20:00 Uhr die Meldestufe 3 erreicht, Pegel Ingolstadt 570 cm. Eine Hochwasserwelle in der Größenordnung Pegelstand 750 cm wurde zu diesem Zeitpunkt durch das Wasserwirtschaftsamt prognostiziert.

Am Sonntag, 23.05.1999, 05:00 Uhr wurde die Meldestufe 4 mit Pegelstand 630 cm erreicht.

Ebenfalls am Sonntag in der Zeit von 13°°-21°° Uhr wurde eine Abflussmessung an der Donau durch Herrn Döring und Herrn Wagner durchgeführt um den tatsächlichen Abfluss zu ermitteln.

Am Montag, 24.05.1999 04:30 Uhr wurde mit einem Pegelstand von 748 cm die Hochwasserspitze erreicht.

Der berechnete Abfluss betrug 2100 m3/sec.

Zwischenzeitlich waren die Mitarbeiter des Wasserwirtschaftsamtes in Ingolstadt, Neuburg, Vohburg, Schrobenhausen, Manching, Geisenfeld, Pförring usw. eingesetzt. Manche hatten eine Einsatzzeit von weit über 48 Stunden hinter sich. Sie wurden zu fast allen Krisensitzungen, Einsatzbesprechungen und Ortsterminen angefordert und nahmen teil.
Die vorort eingesetzten Kräfte wurden ständig vom Hochwassernachrichtendienst über die neueste Lage, d. h. Pegelstände an den verschiedenen Gewässern, Ablauf der Hochwasserwelle und sonstige notwendigen Daten informiert. Alle Anrufe bzw. Anfragen aller Art, die sich an das Wasserwirtschaftsamt richteten, wurden durch den ständig besetzten Hochwassernachrichtendienst beantwortet bzw. an die zuständige Stelle weiter geleitet. Besprechungen, Ortstermine, Ortseinsichten wurden vom HND entgegengenommen, koordiniert und an die vorort eingesetzten Kräfte weitergegeben. Es kam vor allen Dingen darauf an, die Verbindung zu den an den unterschiedlichsten und ständig wechselnden Einsatzorten eingesetzten Kräften zu halten bzw. wieder herzustellen.

Die örtlichen, aber auch überörtlichen Medien wurden durch den Hochwassernachrichtendienst regelmäßig mit den neuesten Informationen und Prognosen versorgt

Alle sechs Stunden, oder nach Bedarf wurden die verantwortlichen Behörden durch einen Hochwasser-Lagebericht mit Pegelständen und Prognosen durch den Hochwassernachrichtendienst informiert.

Neuburg Donaukai Bild vergrössern Neuburg Donaukai