Informationen zur Altgewässerpflege im Amtsbereich des Wasserwirtschaftsamtes Ingolstadt

Altgewässer sind aufgrund ihrer zahlreichen Funktionen im Ökosystem Fluss von großer Bedeutung. Sie tragen zur Selbstreinigung der Flüsse bei, stärken das Retentionsvermögen der Flussaue und spielen für viele Tier- und Pflanzenarten eine große Rolle als Lebens-, Rückzugs- und/oder Fortpflanzungsraum. Altgewässer entstehen an größeren Fließgewässern mit geringem Längsgefälle durch natürliche Laufverlagerung mit Mäanderdurchbruch oder künstlich durch Flussbegradigung.

Bedingt durch Sedimentation und Pflanzenwuchs verlanden Altgewässer sukzessive. Wir unterscheiden im wesentlichen folgende Altgewässertypen bzw. Verlandungsstadien:

  • Altarm (ein- bzw. beidseitig an den Flusslauf angebunden)
  • Altwasser (Verbindung mit dem Hauptstrom nur bei Hochwasser)
  • Totarm (auch bei Hochwasser ohne Verbindung mit dem Hauptstrom

Vor allem in den Flussauen der Altmühl, Paar und Ilm sind Altgewässer als prägende Landschaftselemente weit verbreitet.

Zur Festlegung des künftigen Umgangs mit den vorhandenen Altgewässern wurde am Wasserwirtschaftsamt Ingolstadt von 1998 bis 1999 in Abstimmung mit der örtlichen Fischerei und der Unteren Naturschutzbehörde ein Altgewässerkonzept für die Altmühl, Paar und Ilm erstellt. Ziel des Altgewässerkonzeptes ist die Erhaltung aller natürlicherweise vorhandenen Altgewässertypen und deren Lebensgemeinschaften durch entsprechende Pflege- und Entwicklungsmaßnahmen.

Auf Grundlage einer Bestandsaufnahme wesentlicher Parameter wie Altgewässertyp, Verschlammung, Wassertiefe, Wasserpflanzen, Uferbewuchs und Umfeldeinbindung wurde jedem Altgewässer ein Maßnahmentyp zugeordnet:

  • Reaktivierung bzw. Renaturierung begradigter Flussschleifen

    Bei diesem Maßnahmentyp geht es um die vollständige Reaktivierung des abgetrennten Flussmäanders und um die Wiederherstellung der ursprünglichen Lauflänge.
  • Wiederanbindung des Altgewässers an den Hauptstrom

    Hier wird ein verfülltes oder verlandetes Altgewässer wieder an den Flusslauf angebunden, letztlich ein junges Altgewässerstadium wiederhergestellt.
  • Erhalt des Altgewässers durch periodische Räumungen.

    Dieser Maßnahmentyp sieht vor allem die Erhaltung einseitig angebundener Altarme durch Entlandungsmaßnahmen nach Bedarf vor. Jährlich werden im Amtsbereich des Wasserwirtschaftsamtes Ingolstadt etwa 5 bis 8 Altgewässer geräumt.
  • Belassung der natürlichen Entwicklung (Sukzession)

    Grundsätzlich ist die Belassung der natürlichen Verlandung eines Altgewässers der richtige ökosystemare Ansatz. Dieser Ansatz ist aber nur zielführend, solange der Fluss naturgemäß Altgewässer bilden kann. Dies ist aber heute aufgrund der durchgeführten Flussregulierungen nicht mehr der Fall. Deshalb bedürfen die noch vorhandenen Altgewässer der besonderen Behandlung.
  • Neuschaffung von Altgewässern

    Als Ausgleich für die Herausnahme verschiedener Altgewässer aus der Pflege werden an anderer Stelle neue Altgewässer geschaffen.

Periodische Entlandung eines Altarms an der Altmühl bei Pfünz (2009) Bild vergrössern Periodische Entlandung eines Altarms an der Altmühl bei Pfünz (2009)