Historische Entwicklung der Donau

Im Tertiär (vor rund 20 Mio. Jahren) haben die Wassermassen von Lech und Donau nach ihrem Zusammenfluss den Jura durchbrochen und flossen nördlich des Donautals im heutigen Altmühltal ab. Erst in der Riss-Eiszeit (vor 200.000 Jahren) verlagerte die Donau ihren Lauf nach Süden in das Tal der Schutter und des Neuburger Baches und vor Beginn der Würm-Eiszeit (vor rund 70.000 Jahren) in das heutige Donautal. Die Ur-Donau durchströmte damals auch das Donaumoos und räumte in vielen Mäandern die Talbecken aus. Erst in der Würm-Eiszeit (vor 50.000 Jahren) ließen wegen der geringeren Abflüsse die bettbildenden Vorgänge nach, Geschiebe lagerte sich ab und schüttete entlang des Donautals Niederterrassen auf, die vor rund 10.000 Jahren den Zufluss der Bäche zur Donau unterbrachen und die Vermoorung des bis heute topografisch abgetrennten Donaurieses und -mooses einleiteten.

Die Schotter-Terrassen im Urstromtal der Donau sind im Laufe von Jahrhunderten bei extremen Hochwasser-Ereignissen durch Verlagerungen des Flussbettes und Furkation (Vergabelung) vielfältig umgestaltet worden. Die Talauffüllungen bestehen auf kleinstem Raum aus Auelehm, angeschwemmten Feinsanden, groben Kiesschottern und staunassen Böden in unterschiedlicher Mächtigkeit.

Alte Donau Bild vergrössern Alte Donau als Wildfluss in der Donau-Aue zwischen Neuburg und Ingolstadt (vor 1800) im Vergleich mit dem stauregulierten Verlauf und den Kraftwerksstufen

Die Donau war bis 1800 ein alpin geprägter Wildfluss, der in der Talaue ein kilometerbreites Flussbett und ein weit verästeltes Gerinnesystem besaß. Obwohl der Auwald im Mittelalter intensiv als Rohstoffquelle genutzt wurde, waren am Gewässer selbst keine nennenswerten Eingriffe vorgenommen worden. Für die Entwicklung der Auwälder, die Vegetation und die wertvollen Biotope sind die Standortbedingungen, der Bodenwasserhaushalt und die fluktuierenden Grundwasserstände von Bedeutung, die im 19. Jahrhundert durch künstliche Eingriffe gestört wurden. Von 1837 bis 1883 wurden zum Schutz der bewohnten und bewirtschafteten Talauen Mittelwasser-Korrektionen und Laufverkürzungen durch Durchstiche von Donaumäandern vorgenommen, denen von 1890 bis zum Staustufenbau in den siebziger Jahren immer wieder einzelne Hochwasserschutz-Maßnahmen folgten.

Die Donau wurde korsettartig in einem Gerinne festgelegt und tiefte sich im Laufe der Zeit in die quartären Talschotter ein. Das Grundwasser sackte immer mehr ab, die Vegetation und die Auwälder passten sich in Zusammensetzung und Wertigkeit laufend an die veränderten Bedingungen an. Auch das Donaumoos war bereits lange vorher vom Grundwasserbegleitstrom der Donau abgekoppelt und besitzt heute nur mehr über den Zeller Kanal und die Donaumoos-Ache Entwässerungsmöglichkeiten zur Donau.

Um die weitere Eintiefung infolge der einschneidenden Korrektionsmaßnahmen zu verhindern und zur Finanzierung des Ausbaus der Rhein-Main-Donau-Schifffahrtsstraße gemäß Staatsvertrag vom 13.06.1921 erhielt die RMD im Konzessionsvertrag vom 30.12.1921 mit dem Freistaat Bayern die Erlaubnis zur „Ausnutzung der Wasserkräfte“ für die Energiegewinnung. Die Staustufen Bertoldsheim und Bittenbrunn wurden 1959 gebaut, Bergheim und Ingolstadt um 1970 und Vohburg 1992 fertiggestellt. Die Eintiefungstendenz der Donau wurde weitgehend gestoppt, abgesehen vom Unterwasser der Staustufen.

Staustufe VohburgStaustufe Vohburg

Die Donau ist zwischen Neuburg und Ingolstadt zur Wasserkraftnutzung von 500 m³/s staureguliert, der Hochwasserschutz für HQ100 = 2.100 m³/s ausgebaut - alle Angaben beziehen sich auf den Pegel Ingolstadt, der seit 1818 beobachtet wird und ein Einzugsgebiet von 20.053 km² besitzt. Die Donau fließt bei einem Talgefälle von 0,07 % in einem Regelprofil mit gedichteten Stauhaltungsdämmen. Gemäß Bescheid vom 01.07.1971 müssen Hochwasser > 1.300 m³/s über das Streichwehr im OW Bergheim in den Auwald entlastet werden können.

Die Grundwasserstände im Auwald südlich der Donau sind nach dem Staustufenbau örtlich unterschiedlich bis zu 1 m im Oberwasser angehoben und vergleichmässigt worden und entsprechen annähernd den Verhältnissen vor Eintiefung der Donau, ohne allerdings die natürlichen Schwankungen zu besitzen. Der Begleitstrom verläuft vorwiegend parallel zur Donau und korrespondiert mit der staugeregelten und begradigten Donau. Im Auwald südlich der Donau sind die heute räumlich unterschiedlichen Grundwasser-Verhältnisse auf den Staustufenbau und die unregelmäßigen Talauffüllungen zurückzuführen.

Inzwischen hat ein Umdenken begonnen.

Die Auen verlieren zusehends ihren natürlichen Charakter: Die Entwicklung führt zu einem Eichen-Hainbuchenwald des Tieflandes, an anderen Stellen entstehen Erlenwälder. Weichholzauen und Wasserwechselzonen fehlen fast völlig. Viele auetypische Pflanzen- und Tierarten in den Auen nördlich und südlich der Donau sind vom Aussterben bedroht und ihre Populationsdichten nehmen rapide ab. Heute stehen wir vor der Aufgabe, die wasserbaulichen Möglichkeiten vor allem zur Dynamisierung der Gewässer einzusetzen, deren biologische Durchgängigkeit und ökologische Dynamik in den flussbegleitenden Auen verloren gegangen sind. Das gilt insbesondere für Gebiete, in denen sich noch große zusammenhängende und wertvolle Auwaldbestände erhalten haben.

Orchidee Bild vergrössern Orchidee (*)

Auch die Verschärfung der Hochwasser-Ereignisse zeigt, dass die Auen als potentielle Retentionsräume eine wichtige Rolle für den vorbeugenden und nachhaltigen Hochwasserschutz spielen. Sie müssen erhalten und ökologisch umgestaltet werden, auch wenn die Renaturierung der Gewässer gegenwärtig aufgrund der komplizierten Gegebenheiten schwierig erscheinen mag. Sie ist im Rückblick auf die in der Neuzeit erfolgten negativen Eingriffe eine dringend notwendige ökologische Korrektur, ein wichtiger Schritt auf dem Weg, eine standorttypische Flusslandschaft zu sichern, wieder zu dynamisieren und ihre naturnahe Entwicklung zu fördern. Diese Maßnahmen sind jedoch nur wirksam, wenn die Auen von weiteren Beeinträchtigungen (Baugebietserweiterungen, Kiesabbau, Straßenbau usw.) verschont bleiben.

(Fotos: (*) Heidemeier)