Umgehungsbach im Freibadgelände in Eichstätt

Wozu ein Umgehungsbach?

Fließgewässer wie die Altmühl besitzen von Natur aus zwei wesentliche Eigenschaften: sie fließen frei und sind von der Quelle bis zur Mündung für ihre Bewohner durchgängig.

Dabei sind vor allem Fischarten darauf angewiesen, zu verschiedenen Zeiten ihrer Entwicklung Gewässerabschnitte mit unterschiedlichem Nahrungsangebot, Substrat oder mit verschiedenen Strömungsverhältnissen aufzusuchen.

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Vor allem der Ausbau der Flüsse durch den Menschen zur Energiegewinnung und zur Verbesserung der landwirtschaftlichen Bedingungen hat dieses natürliche Fließgewässerkontinuum unterbrochen.

Triebwerke, Mühlen, Wehre und kleine Abstürze zur Stabilisierung des Flussbettes behindern Fische, aber auch Muscheln, Schnecken und andere Kleintiere bei ihren natürlichen Wanderungen. Auch der Rückstau oberhalb dieser Querbauwerke verändert den natürlichen Charakter der Flüsse. Die Wassertemperatur, der Sauerstoffgehalt und das Substrat an der Gewässersohle ändern sich und damit viele andere Lebensbedingungen. Die Arten der Fließgewässer werden verdrängt und es siedeln sich Tiere an, die sonst eher in Stillgewässern zu finden sind.

Ein Umgehungsbach, wie er hier entstanden ist, kann diese Beeinträchtigungen ausgleichen: Er dient als Umleitung um die bestehende Wehranlage und zugleich als Ersatzlebensraum für die strömungsliebenden Arten der Fließgewässer.

Ausgangssituation

Die Wasserkraft wird an der Altmühl schon seit Jahrhunderten genutzt. Aufgrund des geringen Talgefälles besitzt die Altmühl im Vergleich zu anderen Flüssen im Amtsbezirk nur 7 Triebwerksanlagen mit den dazugehörigen Ausleitungswehren.
Die Rückstauwirkungen oberhalb der Wehranlagen sind aufgrund des von Natur aus geringen Gefälles bei der Altmühl besonders groß.

Im Stadtbereich Eichstätt ist die Durchgängigkeit durch drei Triebwerksanlagen unterbrochen.

Querbauwerke an der Altmühl Bild vergrössern Querbauwerke an der Altmühl

Planung und Umsetzung

In Zusammenarbeit mit den Betreibern der Stadtwerke Eichstätt wurde im Herbst 2001 der Umgehungsbach geplant und im Frühjahr 2002 von der Flussmeisterstelle in Eichstätt gebaut.

Der Bach verbindet die Ausleitungsstrecke unterhalb des Wehres mit dem Triebwerkskanal oberhalb des Triebwerkes und ermöglicht so den Gewässerorganismen, die Wehranlage zu umwandern. Die vielfältige Struktur des Baches mit seinen steilen und flachen Ufern, mit Kolken und flachen, schnellfließenden Abschnitten, mit verschiedenen Substraten, Totholz- und Kiesstrukturen und zum Teil ungestörter Ufervegetation bietet den Gewässerorganismen der Altmühl zu dem einen wertvollen Ersatzlebensraum.
Dieser Umgehungsbach ist eine von mehreren in den nächsten Jahren geplanten Maßnahmen an der Altmühl. Auch am Wehr in Rebdorf und an der Bubenrother Mühle sind Umgehungsbäche geplant.

Lageplan Bild vergrössern Lageplan
Kartengrundlage: Topographische Karte 1:25.000; © Landesamt für Vermessung und Geoinformation Bayern

Das besondere am Projekt hier im Freibad: Der Bach soll sowohl seine ökologische Funktion als Aufstiegsmöglichkeit und Ersatzlebensraum für die Tiere der Altmühl erfüllen als auch der Erholungsnutzung dienen. Die Maßnahme wird auf einer Informationstafel den Badegästen erläutert.

Daten zum Umgehungsbach:

Länge: ca. 60 Meter
Breite: 2,0 bis 3,0 m
Mittlere Wassertiefe: 20 bis 30 cm
Gefälle: 1:20 bis 1:30
Abflussmenge: ca. 500 l/s
Fließgeschwindigkeit: 0,5 bis 1,0 m/s
Umgehungsbach 2 Jahre nach Fertigstellung Bild vergrössern Umgehungsbach 2 Jahre nach Fertigstellung